Fluffy's back !!!

Back in the Game
Back in the Game

Der nachfolgende Erlebnisbericht wird eingeleitet durch einen mathematischen Nachtrag.


Bruchrechnung


Ich vergaß zu berichten, was auf meiner Wanderung bisher alles zu Bruch gegangen ist. Leider kann wohl keine dieser Schäden versicherungstechnisch geltend gemacht werden. Nun denn.


Am letzten Tag in Auckland vor meiner Busfahrt nach Cape Reinga erlitt meine Ausrüstung den ersten Ausfall. Ich blieb mit dem Kabel meiner nagelneuen Shure Kopfhörer irgendwo hängen. Resultat: Klinkenstecker abgebrochen und leider kein XLR-Schuko-Adapter auf Klinke im Gepäck. Wer hat nur meine Ausrüstung zusammengestellt? Als nächstes erwischte es dann einen essentiellen Teil meines Equipments. Der Touch-Screen meines GPS-Navigationsgerätes war zersprungen. Kein Mensch weiß wie das passiert ist. Ohne Touch keine Funktion, also musste ich für den Fall der Fälle auf meinen Kompass zurückgreifen können. Doch siehe da. Die Nordnadel meines Kompasses zeigte merkwürdigerweise eher nach Süden als nach Norden. Somit war dieser zur Navigation ebenfalls nicht geeignet. Zum Glück gibt es eine App für den Wanderweg. Ab da an nutzte ich also hauptsächlich mein Handy, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Da wir ständig mehrere Tage in irgendwelchen tropischen Feuchtgebieten ohne Elektrizität unterwegs sind, ist hier natürlich eine Power-Bank von nöten. Plietsch wie ich bin hatte ich eine mit besonders hoher Kapazität im Gepäck. Beim Versuch diese Power-Bank wieder aufzuladen musste ich allerdings feststellen, dass dies nur bedingt, beziehungsweise gar nicht funktionierte. Das heraustropfende Wasser erklärte dieses Phänomen dann recht zügig. Die hohe Feuchtigkeit und meine Unfähigkeit wichtige Geräte vor dieser zu schützen war letzendlich auch der Grund für meinen jüngsten Verlust. Nach der letzten stürmischen Bergüberquerung explodierte mein Reiseadapter förmlich in der Steckdose. Nun wird um Strom gebettelt. 


Was bisher geschah....


Ein planloses von Midlife-Crisis geplagtes Kind der Neunziger machte sich auf den Weg nach Neuseeland um dieses eindrucksvolle Land der Länge nach von Norden nach Süden auf dem Te Araroa zu durchqueren. Nach einem langen Strand und einigen Wäldern erlitt er einen Knieschaden, welcher eigentlich ebenfalls in obiger Bruchrechnung aufzuführen wäre. Nach kurzer Auszeit in Whangerei konnte dieser allerdings behoben und die Wanderung fortgesetzt werden.


Abbey Caves

In Whangerei gab es zwei Attraktionen. Langweilige Wasserfälle und Höhlen, die auf eigene Faust erkundet werden konnten. Kaltes Wasser bis zum Bauchnabel. Gut fürs Knie. Und sobald alle Lampen ausgeschaltet waren, wurde die Höhlendecke erleuchtet von tausenden Glühwürmern. Hab ins Wasser gepullert so romantisch war das. Konnte den anderen glaubhaft berichten es gäbe dort Aale. Gabs auch tatsächlich. Das war sooooo aufregend. Übrigens wurden wir chauffiert von zwei ordinären Touristen aus Dänemark wobei James eigentlich aus England kommt. Es stellte sich heraus, dass die beiden denselben Campingplatz für den nächsten Tag anvisierten. Mein Rucksack wurde also ins Auto verfrachtet und ich konnte die erste Etappe nach meiner Verletzung ohne schweres Gepäck beginnen. Slackpacking. Auf nach Uretiti Campsite. Der Name an sich ist schon ein Highlight.


Marsden Point – Uretiti Campsite – Mangawhai – Pakiri Beach Picnic Area (3 Tage 77km)

Dieser Abschnitt war recht entspannt. Viel Strand und Sonnenschein. Der letzte Tag war etwas hart. Hab mich verschätzt in meinem Wasserbedarf. Am Ende des Strandes half uns dann eine sehr nette Familie und verwies auf den Piknikplatz als gute Übernachtungsmöglichkeit. 


Pakiri Beach – Dome Cafe – Puhoi – Campsite Stillwater -Auckland (4 Tage 122km)

Vom Strand aus sollte es dann durch zwei Wälder gehen mit zwei Bergen die jeweils zirka 500m hoch sind. Der Spaß wich recht schnell dem Hass auf diesen, verzeiht meine Aussprache, verkackten zweiten Berg. Man war ich wütend. Ich fluchte durchgehend und das definitiv nicht jugendfrei. Aber wer flucht schon jugendfrei. So sauer war ich lange nicht mehr. Man kann dem Berg da keine Vorwürfe. Ich tat es in diesem Miment zwar, doch rückblickend ist es wohl meine eigene Schuld. An einem gewissen Punkt nämlich dachte ich den Gipfel erreicht zu haben. Ich: “Wuhuuuuu...man war ich schnell.” War ich nicht. Und als es nachdem es erst bergab dann wieder bergauf ging wurde ich langsam aber sicher sauer. Ich wollte da endlich raus. Ich wurde also schneller, dadurch unaufmerksamer und rutschte öfter aus, was mich noch wütender machte und mein gesamtes Repertoir an Flüchen zu Tage führte. Als ich dann noch regelmässig mit meinen Wanderstöcken hängen blieb riss der bis dahin bereits sehr dünne Geduldsfaden und ich versuchte einen Baum zu verprügeln. Macht natürlich wenig Sinn. Am Ende erreichte ich das bereits geschlossen Restaurant am Ende des Waldes und wir übernachteten direkt an der Autobahn. Suboptimal. Es wurde allerdings besser. Der nächste Tag war grandios. Ich war in guter Verfassung und schaffte die 27km in Null Komma Nichts. Diesmal gekrönt von einem geöffneten Generalstore und einer eiskalten 2.25 Literflasche L+P Worldfamous in New Zealand. Gigantolaktisch.


Tasty Beverage
Tasty Beverage

Auf dem Weg nach Stillwater gingen es Barbie und ich recht ruhig an und waren die letzten unserer Gruppe und das war unser Glück. Vom Balkon eines Hauses schallte es zu uns herüber: “ You guys want some Beeeeeer???” 4 Stunden später waren Barbie und ich ziemlich betrunken und Jasen und Jarod brachten uns sicher zum Campingplatz. Verrückte Typen sind das mit einer Vorliebe für deutschen HipHop. Am Ende zeigten uns die beiden sogar den berühmten Tanz der Maoris. Ausserordentlich beeindruckend.

Freibier mit Barbie und den Dschungs
Freibier mit Barbie und den Dschungs

Mit einem leichten Kater ging es dann am nächsten Tag 37km nach Auckland. Auf dem Weg lag allerdings eine Flussdurchquerung am Meer, was nur bei Niedrigwasser möglich war. Wir waren ein bisschen spät dran. Mir stand das Wasser bis zum Hals. Nicht ganz. Allerdings reichte es bis über meinen Bauchnabel. Alle kamen sicher rüber. Auch Tom, der allerdings stolperte und einen sogenannten Flachköpper machte. Alles nass. Witzig, wenns anderen passiert. Back in Auckland. Die ersten 600km sind geschafft. 

Komplett im Eimer nach knapp 500km.....Achtung Achtung Skittle-Farts in der Pipline

Clevdon – Hanua Falls – Lower Mangatawiri – Mercer – Rangiri – Huntly Forest – Murrays Place – Pirongia Mountain (Fuck that) – Waitomo (10Tage 211km)

Wo istn das Wachtmeister Herr Problem?
Wo istn das Wachtmeister Herr Problem?

Die Hälfte unserer Gruppe hatte wenig Lust durch Auckland zu wandern und ich hatte einen Teil davon versehentlich bereits bei meinem ersten Aufenthalt in dieser Stadt abgefrühstückt. Etienne, Barbie und ich nahmen also den Zug um ans Ende von Auckland zu gelangen und versuchten von dort aus nach Clevdon zu kommen. Nachdem wir an einer Tankstelle eine halbe Stunde lang von allen vorbeifahrenden Autos links liegen gelassen wurden, näherte sich uns ein Peterwagen. Wird hier wohl nicht so genannt, war aber einer. Wir befürchteten schon Ärger mit der Polizei, wurden dann allerdings von sehr sehr freundlichen Polizeibeamten nach Clevdon chauffiert. Die Polizei dein Freund und Helfer. Trifft hier in der Tat zu. Von dort aus gings dann zu den Hanua Falls. Wasserfälle plus Forelle. Zack Bumm Bonjour. Volltreffer. Meine erste neuseeländische Forelle. Leider ohne Foto. Aus der Hand geflutscht. Ich habe Zeugen. Das zählt als erfolgreicher Fang. Von dort aus ging es relativ entspannt durch einfaches Gelände und über Kuhwiesen weiter gen Süden. Ich mag diese Kuhansammlungen keineswegs. Ich fühl mich nicht sicher umgeben von hunderten dummen Kühen. Eine ist immer ein bisschen Psycho und verdreht die Augen. Das ist der Zeitpunkt zügig das Weite zu suchen. In Mercer trafen wir dann auf Andrea und Florian. Zur Abwechslung mal witzige deutsche Wanderkompanen. Fliegenfischfachsimpeln mit Florian. 

Zur Abwechslung folgte auf dieses entspannte aber auch lamgweilige Gelände mal wieder ein matschiger Berg. Und wieder war ich auf halben Wege genervt. Am Gipfel angekommen erwartete mich dann folgende Weisheit.

Tiefschlürfend
Tiefschlürfend

Und dann kam die Erleuchtung. Es ist in der Tat nicht der Berg. Ich werde immer dann sauer, wenn ich glaube bald am Gipfel zu sein und es dann aber doch nicht bin. Meine Erwartungshaltung ist also das Problem. Wie sagte ein weiser Mann so schön:”If life give you lemonade, make lemons and life will be like.....whuaaaat!!!” Ne..das war falsch:”Lower your expectations and life surprises you everyday!!” Das passt besser. Der Plan ist also so zu tun als wäre es immer noch tierisch weit zum angepeilten Ziel, um dann um so erfreuter zu sein, wenn man es erreicht hat. So die Theorie. Praktisch nicht so leicht umzusetzen. Erster Versuch am Pirongia Mountain. Es geht bergauf. Ziel ist die Hütte am Gipfel in 1000m Höhe. Leichter Regen. Entspanntes Terrain. Dann Sturm. Sehr steil. Sehr matschig. Falsche Kleidung. Dahin waren alle guten Vorsätze und ich dementsprechend genervt und wütend. Kurz vor Hypothermia erreichte ich dann die Hütte. Alles nass. Inklusive ein Grossteil meiner Sachen im Rucksack. Hatte vergessen mein Regencover über den Rucksack zu ziehen. Aaaarrrgggh. Der Plan war den Sturm abzuwarten und in der Hütte zu schlafen. Taten wir auch. Leider entschieden wir uns am nächsten Tag recht spät für den Abstieg und nach zirka 10 Minuten auf dem wieder sehr steilen und matschigen weg nach unten begann der Spaß erneut. Regen und Sturm. Unten angekommen dann freies Feld. Gut für den Wind. Schlecht für uns. Zu dem Regen gesellte sich Hagel. Etienne mittlerweile Wrong Turn genannt war verschwunden. Hat mal wieder eine falsche Abzweigung erwischt und warten ging nicht. Viel zu kalt. Nach weiteren 12km kamen wir am Highway an und zwei sufte Zaunbauer erbarmten sich unser und fuhren uns in die nächste Stadt. Nun sitze ich seit zwei Tagen im zauberschönen Waitomo. Ausgesprochen ist der Name noch besser als Uretiti.Ich lach mich schlapp.


Tschooo tschooo...der Hikertrain
Tschooo tschooo...der Hikertrain
Tough Mudder again!
Tough Mudder again!

An dieser Stelle möchte ich noch mal allen Spendern danken. Ich war kurz davor die Summe in Kilometern aufzuholen. Aktuell hier in Waitomo...ahahaha...stehe ich bei 896km und als ich gestern den Spendenstand überprüfte musste ich hich erfreut und verblüfft feststellen, dass wir mittlerweile 1301Euro gesammelt haben. Mega gut. Respekt. Shampoo. Alto belly. Du kriegst die Tür nicht zu. 1301 mal Danke. 


Abschließend wieder die Bitte diese Aktion weiter und wiederholt in allen euch zur Verfügung stehenden sozialen Netzwerken zu teilen.


Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch allen...ich schleich mal weiter durch die Landschaft. Man sieht sich.

Hiker Hero Eighteanne
Hiker Hero Eighteanne