Auf der Zielgeraden - Ende Gelände

Die letzten Kilometer. Am Vorabend in Queenstown sammel ich nochmal meine Kräfte. Ich geh feiern. Böser Fehler. Bin den Alkohol nicht mehr wirklich gewöhnt und kann euch daher auch nicht sagen was an diesem Abend alles aufregendes passiert ist. Ich starte daher mit dem Tag danach. Ich wachte also auf mit einem Teppich im Mund und der Ansage, dass der Bus in 30min abfährt. Ich bin immer noch davon überrascht, wie ich es in diesem Zustand und in der Kürze der Zeit geschafft habe mein Hab und Gut zusammenzupacken, um pünktlich auf dem Beifahrersitz der Unterhaltung mit der Fahrerin aus dem Weg zu gehen und einzuschlafen. Der Te Araroa endet in Queenstown nämlich offiziel am Nordufer des Lake Wakatipu. Um ans Südufer zu gelangen nutzten wir einen nicht gerade günstigen Shuttle-Service. Die nächsten Etappe führte uns dann von Greenstone nach TeAnau. Hangover-Hiken ist gar nicht mal so klasse. Zum Glück musste ich an diesem Tag nur 12km überstehen. Den Rest des Tages verbrachte ich in der Hütte mit dem Versuch mich nicht zu übergeben. Mission accomplished. Von dort aus ging es dann am nächsten Tag immer noch leicht verkatert und daher recht spät weiter. Angepeilt war erstmal eine Hütte am Lake Mavora in 30km Entfernung und nach anfänglichen Schwierigkeiten flog ich förmlich durch die Landschaft. Ich hatte tatsächlich wieder Spaß und gute Laune. Scheinbar braucht man manchmal nur einen ordentlichen Brausebrand, um das Wander wieder zu schätzen. Ich hatte sogar noch Zeit und Lust genug, um weiter zu wandern, allerdings war dieses Fleckchen sehr idyllisch und überredete mich schnell zum bleiben.

Der nachfolgende Tag führte uns erst am See, dann an einem Fluss entlang, an dem wir nach 38km unser Lager aufschlugen. Von dort waren es nur noch 14km zum Highway. Per Anhalter ging es dann nach Te Anau, um unsere Essensvorräte aufzustocken und natürlich Burger zu essen. Hier blieben wir allerdings nicht über Nacht, sondern verließen Te Anau am selben Abend wieder und brachten die ersten 6km des nächsten Abschnitts zur Pinchester Hut hinter uns. Dieser Abschnitt führte uns mal wieder durch matschigen Wald. Not amused. Am Ende wurden wir allerdings nochmal mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Nun standen wir vor der Wahl durch den Longwood Forest zu wandern, der laut Zeugenaussagen ein einziger Matschsee ist, oder einen langen Umweg um den Wald herum zu machen. Wir entschieden uns für den Umweg und freuten uns auf den nachfolgenden Abschnitt, der in den Tracknotes als historischer und sehr gut gepflegter Wanderweg aufgeführt wurde.  Water Race hieß es, Mud Race war es. Zurück war mein Unmut. Viele nicht jugendfreie Flüche verließen meine Lippen und Melissa und ich entschieden uns dafür bei nächster Möglichkeit den Wald zu verlassen und wanderten von dort direkt nach Riverton. Nun war das Ziel in greifbarer Nähe. Knappe 80km noch, sprich 2 Tage. Von Riverton aus musste wir 22km am Strand entlang wandern. Es schließt sich der Kreis. Strand und Matsch am Anfang meiner langen Reise und nun auch wieder auf den letzten Kilometern. Dieser Strand sollte bei Ebbe bewandert werden, da man bei Hochwasser durch die Dünen und somit tieferen Sand wandern muss. Das ist wesentlich anstrengender und kam somit nicht in Frage. Also nachgeguckt wann Ebbe ist. 4Uhr morgens. Um 2Uhr klingelte der Wecker und eine recht müde Truppe trotte bei klarem Sternenhimmel von Riverton gen Invercargill. Dort kamen wir recht müde aber auch sehr früh nach 32km gegen 9Uhr morgens an.

Am nächsten morgen ging es in unsere letzte Etappe. Invercargill - Bluff. 34km, davon 18km Highway. Juhu. Ein letztes mal quälen, ein kleiner letzter Berg mit Aussicht und dann war es soweit. Wir waren da. Normalerweise ein unspektakulärer Ort. Nichts besonderes. Ein häßliches Schild. Für uns aber Mekka. Das langersehnte Ziel. Es war vorbei. Geschafft. Lasst die Puppen tanzen.

Fazit. Kein Fazit. Es ist zu viel passiert und ich habe zu viel erlebt, um das ganze in ein Fazit zu quetschen. Danke fürs zu hören. Danke fürs Spenden. Vielleicht kommen jetzt ja nochmal ein paar Groschen zusammen. Allerdings liegt die aktuelle Spendensumme schon weit über meinen Erwartungen. Ein letzter Aufruf und die Bitte diese Aktion ein letztes mal in allen euch zur Verfügung stehenden sozialen Netzwerken zu teilen schadet aber nicht. Wir sehen uns zu Hause. Und ja. Ihr dürft meine Waden anfassen.